Verantwortung der Wissenschaftler: Nachhaltig wirtschaften und transparent kommunizieren
Abschluss des Zukunftskongresses "Our Common Future"
Essen, 7. November 2010. Die Verantwortung der Wissenschaftler liegt im nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und in der transparenten Kommunikation mit Politik und Öffentlichkeit, so Bundestagspräsident Norbert Lammert. Zudem ist es entscheidend, sich gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für den Weg in die Zukunft auf Basis einer nachhaltigen Nutzung von Ressourcen zu entscheiden. "Wir haben die Steinzeit nicht verlassen, weil wir keine Steine mehr hatten" wird Sheikh Yamani, vormaliger saudi-arabischer OPEC-Minister, zitiert. Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, muss die globale Gesellschaft ihre gesamten intellektuellen Fähigkeiten gemeinsam nutzen. Das ist das Fazit der Abschlussdiskussion des Zukunftskongresses zwischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und den Geschäftsführern von VolkswagenStiftung und Stiftung Mercator.
Vier Tage lang hatten Nachwuchswissenschaftler aus der ganzen Welt und erfahrene Wissenschaftler beim Zukunftskongress "Our Common Future" in Hannover und Essen über die Herausforderungen der Gesellschaft gesprochen. Im Fokus des Essener Veranstaltungsteils standen die Anpassung an den gefährlichen Klimawandel, die Zukunft von Produktion und Arbeit, die Integration von Migranten, die Perspektiven von Stammzellforschung, Stadtentwicklung in Industrie- und Entwicklungsländern sowie Zukunft und Konflikte von Religionen. Zentrale Erkenntnisse waren folgende:
1. Kultur, Religion und Integration: Konflikte und Differenzierungen zwischen Religionen und Kulturen verschieben sich. Bislang habe man von Konflikten zwischen ihnen gesprochen (so die bekannte These von Samuel Huntington). Als Folge der Globalisierung gäbe es die Konflikte nun verstärkt innerhalb der Gesellschaftssysteme. "From clashes between civilizations to clashes within civilizations", so die Analyse von Dieter Senghaas, Sozialwissenschaftler an der Universität Bremen. Nationale Integrationspolitik bekommt dadurch einen zunehmend höheren Stellenwert.
2. Urbanisierung: Die westlichen Industrieländer haben ihre Vorreiterrolle in der Stadtentwicklung verloren. In den Entwicklungs- und Schwellenländern, dem sogenannten Global South, entstehen mit Abstand die meisten Ballungsräume und Mega Cities, die ganz neue Herausforderungen mit sich bringen. Dennoch bleibt die europäische Städtekultur nach wie vor ein Vorbild.
3. Medizin und Altersforschung: Die Forschung mit induziert pluripotenten Stammzellen wird sich weltweit durchsetzen. In den nächsten 15 bis 20 Jahren werden wir in der Lage sein, viele bislang unheilbare Krankheiten inkl. Krebs durch Stammzelltherapien zu heilen, so die Prognose des Stammzellpioneers Irving Weissmann von der Stanford University. Dadurch kann auch die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen um mehrere Jahrzehnte steigen.
4. Klimawandel und Technologie: Die Nutzung moderner Technologien wird entscheidend sein, um die Herausforderungen, die uns der Klimawandel stellt, zu bewältigen. Der geschickten Gewinnung und Nutzung von Energie kommt dabei eine besondere Rolle zu. Der sog. "Carbon Foot Print" von Produkten und Dienstleistungen wird schon in naher Zukunft die gleiche Bedeutung erhalten wie ihr Kaufpreis. In einem Steak stecken beispielsweise 15.000 Liter Wasser. Die "Wertigkeit" von Produkten wird sich künftig auch an solchen, bislang verborgenen Nachhaltigkeitsaspekten orientieren.
Fotos, Reden und Präsentationen finden Sie im Internet unter:
www.ourcommonfuture.de
Über "Our Common Future"
Zehn Jahre nach der Expo in Hannover und als Höhepunkt des wissenschaftlichen
Programms der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 veranstalteten die Deutsche Messe, die VolkswagenStiftung und die Stiftung Mercator in Kooperation mit der
Landeshauptstadt Hannover und RUHR.2010 den internationalen Kongress "Our Common Future". Die Themen des Kongresses waren breit gefächert und decken drängende aktuelle Fragen ab: Klimawandel und Energie, Zukunftstechnologien, wirtschaftliche Entwicklung und Strukturwandel, Weltgesundheit und Molekularmedizin, Menschenrechte und globale Werte. An dem Kongress nahmen in Hannover und Essen über 200 Referenten und 600 Teilnehmer teil.